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Die Kleidung des Schotten im 12. Jahrundert

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Die Kleidung des Schotten im 12. Jahrundert Empty Die Kleidung des Schotten im 12. Jahrundert

Beitrag  Lady McColgan Di 13 Dez 2011, 10:39

Mittlerweile kann man als sicher annehmen, dass der Gäle des 12. Jhs. keinen belted plaid trug. Das beste Argument hierfür dürfte die Überraschung der Iren 1594 sein, dass die schottischen Hilfstruppen von den Hebriden die Gürtel oberhalb des Brats trugen.
Was allerdings trug der gälische Schotte des 12. Jhs.?
Aus den wenigen Quellen aus dem hochmittelalterlichen Schottland haben wir eine Ahnung, was die Adligen angelsächsischer und normannischer Abstammung (Lowlands) trugen. Sie haben sich der europäischen Mode angeglichen, wie man zum Beispiel an König David I. auf dem Kelso Charter (1159) sieht.
Es klingt jedoch wenig glaubhaft, die Gälen hätten im Hochmittelalter einfarbige Stoffe getragen, wo doch ihre keltischen und irischen Vorfahren genauso wie ihre schottischen Nachfahren Karos trugen. Ebenso wurden die Schotten bereits in der Magnus Barefoot's Saga als barfüßig bezeichnet. Hiermit ist ganz eindeutig barbeinig gemeint. Aus dieser Saga ist sogar zu entnehmen, dass die Kleidung augenscheinlich von der norwegischen Kleidung abwich und dass ein Kittel mit einem Über-Mantel getragen wurde.
Wie also kann die Darstellung konkret aussehen?
Brat
Das Brat ist ein quadratisches oder rechteckiges Stück Tartan (leichter Wollstoff, nicht zwingend das typische Muster), das auf einer Schulter mit einer Fibel geschlossen wird. Das Tragen eines solchen Umhangs war zu dieser Zeit in ganz Europa üblich. Zum Beispiel erkennt man die Trageweise bei King David (s.o.) und bei der Darstellung des Markward von Annweiler im liber ad honorem augusti (siehe Quellen/Dokumente). Dieser Umhang wurde wohl weniger wie ein Mantel und mehr als ein Kleidungsstück betrachtet. Ansonsten ließe es sich schwer erklären, warum ein König mit einem Kleidungsstück für draußen auf seinem Thron abgebildet wird.
Das Material des Brats ist nahezu eindeutig ein leichter Wollstoff bestehend aus zwei aneinander genähten Stoffbahnen zu je maximal 75 cm Breite. Die Frage nach der Webart scheint schwieriger zu beantworten zu sein. Der ältestes belegte Clan-Tartan (hier: Webstil) ist der MacLean of Duart Hunting Tartan von 1587. Das durch Einzelfäden durchbrochene Karomuster gibt es also wohl bereits vor der industriellen Revolution. Unklar ist jedoch, wie lange es vorher bereits existierte. Die Kelten trugen bereits um die Zeitenwende karierte Stoffe. Vermutlich lernten sie auch irgendwann in den folgenden 1000 Jahren, die Karos aufwändiger zu gestalten. Auf Nummer sicher geht man also mit einem einfarbigen oder einfach karierten Stoff. Ein sogenanntes Schottenkaro hat jedoch den Vorteil, dass man als Schotte erkannt wird und so etwas zur Aufklärung bezüglich schottischer mittelalterlicher Kleidung beitragen kann, wobei man damit sich damit weit in die unbelegbare Grauzone wagt.
Die Tragweise des Brat läßt sich zum Beispiel erschließen, wenn man bei einem belted plaid den Gürtel fallen läßt. Das Brat hängt dann auf einer Schulter, während der andere Arm sozusagen durch den Halsausschnitt gesteckt bleibt, der Stoff also unter dem Arm durch geht. Diese Trageweise ist sehr praktisch, wenn beide Arme benötigt werden. Wenn das Brat jedoch als wärmendes Kleidungsstück verwendet wird, ist es zweckmäßig, den Arm unter das Brat zu nehmen. Dadurch trägt es sich ungefähr wie ein Radmantel oder ein Wickimantel.
Léine
Die Léine ist das klassische Untergewand der Iren. Sie hat sich erhalten als Untergewand der Renaissance-Schotten unter dem belted plaid und entspricht in etwa der im restlichen Europa üblichen Tunika. Sie wird auch als linnen tunic bezeichnet, ist also wohl aus Leinen.
Vom Schnitt her handelt es sich um zwei gerade Stücke mit seitlichen Keilen. Die Ärmel kann man als zweckmäßig lang und anliegend annehmen. Die Links zum Rogart Shirt sind leider tot, ansonsten könnte man hierüber vielleicht mehr sagen.
Die Láine dürfte knielang gewesen sein. Zum einen würde sie ansonsten nicht als Untergewand des späteren belted plaids funktionieren, zum anderen sind allgemein längere Tuniken das Vorrecht der Herrschenden. Und diese tragen ja europäische Kleidung.
Farblich wird die Léine immer wieder als safranfarben bezeichnet. Grundsätzlich kann man aber im Hochmittelalter und insbesondere bei keltischen Völkern von kräftigen Farben ausgehen.
Darunter?
Wie oben schon ausgeführt, kann der Gäle als barbeinig und barfüßig angenommen werden. Beinkleid und Schuhwerk dienen also nur dem Schutz unserer modernen verzärtelten Füße. Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Schotten ganz ohne Schutz in den Schnee gegangen sind.
Bei reconstructinghistory (s.u.) findet sich ein Fund von Lederschuhen aus dem Schottland des 7./8. Jhs.
Darüber?
Weder von Kelten von von Schotten ist es bekannt, dass sie Kopfbedeckungen tragen. Vielmehr galten den Kelten wallendes Haupthaar und auffälliger (Schnurr-)Bart als Zeichen männlicher Schönheit.
Rüstung
Die meisten Darstellungen hochmittelalterlicher Gerüsteter zeigen Ritter in voller Kette von Kopf bis Fuß. Bei einem nicht adligen Infanterist ist das jedoch unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist ein Gambeson im Stil der beiden Gallowglasses (schottische Söldner in Irland, 15. Jh., bei reconstructinghistory.com). Sie tragen im Prinzip eine wattierte Léine ungegürtet.
Handschuhe
Einfaches Fußvolk trug wohl keine Handschuhe. Sie sind also als atypisches Accessoir zu betrachten, das nur unsere modernen Finger schützen soll.
Helm
Über keltische und schottische Helme ist mir praktisch nichts bekannt. Allerdings trugen alle europäischen Völker den Nasalhelm, weswegen ich ihn auch bei den Gälen erwarte.
Schild
Die naheliegendste Schildform ist wohl die Targe, ein typisch schottischer Rundschild, der in der Größe zwischen Buckler und Wicki-Rundschild liegt. Die Targe scheint keinen Schildbuckel gehabt zu haben. Getragen wurde sie wohl mit zwei auf der Rückseite befestigten Riemen. Aufgrund der Größe dient die Targe wohl mehr der Parade als des direkten Schutzes.
Allerdings sind die ersten Belege für die Targe aus dem 16. Jahrhundert. Frühere Belege über Schildformen der Highlands existierten nicht. Meines Erachtens dürfte sich die Targe im Laufe der Zeit aus dem alten wikingischen Rundschild und dem normannischen Dreiecksschild entwickelt haben, da es zwar die runde Form aufweist, aber eine Bindung ähnlich der des Dreiecksschildes hat.
Schwert
Die Schotten neigten schon früh zu großen Schwertern. Allerdings liegt man sicherlich nicht falsch, wenn man Davids Schwert vom Kelso Charter als Vorbild nimmt. Es handelt sich hier um ein einhändiges Langschwert mit rundem Knauf und einer leicht gebogenen Parierstange.
Für eine Darstellung als Fußvolk ist die Verwendung eines Spießes jedoch wesentlich wahrscheinlicher.
Schlußfolgerung
Insbesondere im Bereich der Kampfausstattung ist diese Ausführung sehr spekulativ. Allerdings habe ich über die Kleidung wenigstens wage Hinweise gefunden, während Rüstung und Bewaffnung komplett ohne Quelle blieben.
Wenn jemand eine Quelle findet, die Teile dieser Überlegungen belegt oder widerlegt, bitte ich um Nachricht.
Grundsätzlich kann ich jedem nur abraten, Schottlands dunkle Zeit darzustellen. Es gibt kaum Quellen aber sehr viele wehement vorgetragene Meinungen. Insbesondere das Argument, wie denn der Schotte nach Mitteleuropa gelangt und warum er trotz widersprechender Kleidungsvorschriften weiterhin die Kleidung seiner Heimat trägt, ist schwer bis gar nicht zu entkräften.
Ma`s breng bhuam e, is breng dhome e.
(Wenn es gelogen ist, was ich erzählte, so war es gelogen, was man mir erzählte)
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